"Das größte Kompliment, das man dem Film "Deutschland im Herbst" machen kann, heißt: Dieser Film hätte von keiner deutschen Fernsehanstalt produziert werden können, und kein Sender würde ihn in dieser Form ausstrahlen. Er ist entschieden unausgewogen (wenn auch nicht parteilich), er ist fragmentarisch und kommt zu keinen nützlichen Erkenntnissen, er ist die Arbeit von unabhängigen Filmemachern.
... geeignet als Modell für eine Film-Arbeit der Zukunft: gerade in den ausführlichen dokumentarischen Sequenzen, die zeigen (beim Staatsakt für Schleyer ebenso wie beim makabren Begräbnis der Terroristen auf dem Dornhalten-Friedhof), was das Fernsehen zu zeigen nicht die Geduld und den Mut hatte.
... Von Angst handelt Rainer Werner Fassbinder in seinem Beitrag, der sehr schnell und spontan entstand. Fünf Tage lang drehte Fassbinder mit nur vier Mitarbeitern in seiner Münchner Wohnung, noch deutlich gezeichnet von der Erschöpfung und zeitweiligen Panik, die die Ereignisse im September und Oktober bei ihm ausgelöst hatten. Eine Seite aus seinem Tagebuch, so uneitel und radikal von sich selber sprechend wie vorher nur in "Satansbraten", physisch und psychisch nackt vor der Kamera von Michael Balllaus, kotzend und heulend, feige und gewalttätig. ... Dazwischen ein langes Gespräch mit seiner Mutter, über die Ruhe im Lande, über Demokratie, wie sie ist, und wie sie sein könnte."